Das Leben der Frau ist ein Politikum. Ein heißes Thema, schon immer. Wer die Frau beherrscht, beherrscht die Welt – denkt sich manch konservativer Politiker zu recht und schnürt das Korsett der Frau immer enger. Gerne versteckt er sich dabei hinter der sogenannten heiligen Schrift. Die ist natürlich von Männern verfasst.

Wir leben im XXI Jahrhundert und immer noch wird die Frau, die um ihre Selbstbestimmung kämpft, Hexe genannt oder Schlampe oder gar Nazi-Hure, der man den Kopf kahlrasieren soll. So ist es neulich erst auf der Parlamentsebene in Polen passiert.
Hinter dieser Bigotterie, verbirgt sich etwas sehr gefährliches: die Un-Moral kleiner Männer, die eigenständige, starke, intelligente Frau fürchten.
Erstaunlich, dass am Anfang des XXI Jahrhunderts der Wille der Frau, ihr Recht zur Selbstbestimmung wieder so vehement in Frage gestellt wird. Erstaunlich, dass es gerade in Europa passiert, der Wiege der feministischen Bewegung.

Foto: Maciej Soja
Foto: Maciej Soja

Allen, ob Politikerinnen und Politikern, Predigern oder privaten Menschen, die sich – egal wo auf der Welt – das Recht nehmen über den Lebensentwurf einer Frau, also auch über mein Leben, zu urteilen, allen die gegen den Willen der Frau, über ihr Leben selbst bestimmen zu wollen, allen, die ihr Leben, Intelligenz und Arbeit gering zu schätzen wagen, möchte ich mit einem Gedicht von Ernst Jandl, aus dem Jahr 1966, antworten:

MY OWN SONG
ich will nicht sein
so wie ihr mich wollt
ich will nicht \ihr/ sein
so wie ihr mich wollt
ich will nicht sein \wie/ ihr
so wie ihr mich wollt
ich will nicht sein wie ihr seid
so wie ihr mich wollt
ich will nicht sein wie ihr sein wollt
so wie ihr mich wollt

nicht wie ihr mich wollt –
wie ich sein will – will ich sein
nicht wie ihr mich wollt
wie ich bin – will ich sein
nicht wie ihr mich wollt
wie ich will ich sein
nicht wie ihr mich wollt 

ich
will ich sein
nicht wie ihr mich wollt will ich sein
ich will sein
Grażyna Kania, Berlin 8.3.2017

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