Transfeindlichkeit gab es längst bevor PiS die Macht ergriffen hat.  Ich habe viele traurige Erinnerungen die ich unterdrücke – Nazis, Angst und Scham von eigener Identität, Depressionen, suizidale Gedanken. Ich sah für mich keine andere Möglichkeit, als direkt nach dem Abitur Polen zu verlassen, um in Sicherheit meine Identität ausleben zu können.

In 2015 am Ende der siebten Legislaturperiode hat das polnische Parlament mit 252 Stimmen gegen 158 ein neues Transsexuuellengesetz beschlossen, das das Leben von trans* Personen vereinfachen konnte. Der damals regierende Präsident Bronislaw Komorowski hat sich leider verweigert das Gesetz zu unterschreiben, und übergab es an seinen Nachfolger, Andrzej Duda, der ein Veto gegen das Gesetz eingelegt hat.  Immer noch müssen trans* Personen ein absurdes und unwürdiges Gerichtsverfahren durchgehen, in dem sie eigene Eltern verklagen, um den Namen und geschlechtseintrag in Dokumenten zu ändern.

Ich frage mich manchmal wie mein Leben heute wäre, wenn ich in Polen geblieben hätte. Ich denke dann an Milo Mazurkiewicz, eine trans* Aktivistin, die sich 2019 das Leben genommen hat, weil sie die allgegenwärtige Transfeinlichkeit nicht ertragen konnte, und ich denke dass es auch mein Schicksal sein konnte.

PiS-Regierung ist nicht der einziger Feind der polnischen  Trans* Personen. Kirche hat längst ein Krieg gegen uns erklärt, und in einer offiziellen Erklärung im Sommer 2020 geschrieben, “dass transsexuelle Personen an katholischen Sakramenten nicht teilnehmen dürfen, weil unsere Existenz gegen Christliche Moral verstößt”. In demselben Dokument fordert die Kirche Einrichtung von “Konversionstherapiezentren” für LGBT-Personen während in vielen anderen Ländern Konversionsfolter verboten werden. Die kleine faschistische Partei Konfederacja hat Transitionsverbot (wie in Ungarn) in ihr Wahlprogramm 2020 eingefügt. Der Anführer der Partei Krzysztof Bosak hat weniger als 7% Stimmen bekommen, allerdings unter Wähler*innen unter 29. Lebensjahr hat er über 20% den Stimmen bekommen. Das bedeutet für mich, dass jeder fünfte Schulkollege oder Schulkollegin mir meine Grundrechte wegnehmen will.

Unterstützt polnische und ungarische trans* Personen, die nach Deutschland kommen, um der staatlich geförderten Verfolgung zu entkommen! Stellt sicher, dass unsere Perspektiven gehört, und gesehen werden! Vergisst nicht dass das Recht auf Transition, auf dazugehörige medizinische Behandlungen, und auf Änderung von Personaldaten sind unverzichtbare Grundrechte, die das Leben von trans* Personen retten. Seid solidarisch, und kämpft gegen diejenigen die uns diese Rechte wegnehmen wollen.

Scheiß auf Katholische Kirche!

Scheiß auf PiS!

Scheiß auf Konfederacja!

Scheiß auf Ordo Iuris!

Kamille Piechaczyk

Speech given at the FREEDOM SISTERHOOD REVOLUTION demo on 19 November 2020 >>>